Handballtrainer Vladimir Haber setzt mit der HSG Fichtelgebirge auf die Heimstärke – und die großen Spiele in der Rückrunde. Eine der vier Niederlagen schmerzt ihn sehr.
Vladimir Haber, Ihre HSG Fichtelgebirge spielte bislang eine starke Landesliga-Saison. Was aber war los am Wochenende bei der Klatsche in Lauf?
Bis zur Pause hat auch noch alles gepasst. Doch dann hat sich Daniel Fronk verletzt und wir waren aufgrund Hinausstellungen fast die gesamte Hälfte mit vier, fünf Leuten auf
dem Feld gestanden. Ohne dass ich den Schiedsrichtern einen Vorwurf machen will: Die waren nicht schuld.
Warum dann der Zusammenbruch in der Schluss-Viertelstunde?
Der ging ganz plötzlich vonstatten. Meine Mannschaft war psychisch von da an einfach fertig. Der Kräfteverschleiß tat sein Übriges. Fast 30 Minuten in Unterzahl, das hält keiner lange durch. Dazu konnten wir personell nicht mehr nachlegen.
Vier Niederlagen leistete sich die Mannschaft bislang, doch wenn es sie erwischte, dann bis auf die Partie in Münchberg deftig – 23:31 in Kunstadt, 19:28 in Heidingsfeld und jetzt 22:35 in Lauf-Heroldsberg?
Richtig schlecht gespielt haben wir nur einmal in Kunstadt. Diese Niederlage hatte ich nicht auf der Rechnung, weil ich die Spieler kannte. Aber als meine Jungs die Aufstellung der Kunstädter mit drei ehemaligen und dazu noch recht großen Zweitliga-Spielern gesehen haben, hatten sie wohl Angst und die Hosen voll. So gehemmt habe ich sie nur dieses eine Mal erlebt. In Heidingsfeld gegen Handballer, die schon Europa-Pokal gespielt haben, kann man verlieren. Das 25:27 in Münchberg musste nicht sein, da haben wir zu viele Chancen liegen gelassen.
Sie hatten bis dato den besten Angriff, noch vor Tabellenführer Heidingsfeld. Jetzt nicht mehr.
Leider. Wir hatten auch schon die zweitbeste Abwehr.
Wie groß sehen sie die Möglichkeit auf Platz zwei und damit für die Relegation zur Bayernliga?
Die Chance ist nach wie vor groß. Denn alle Spitzenmannschaften müssen in der Rückrunde noch bei uns antreten. Der Unterschied zu einigen Konkurrenten: Wir müssen nicht aufsteigen, aber wir wollen. Und die HSG Fichtelgebirge ist heimstark, hat alle Partien daheim bislang gewonnen. Das soll auch so bleiben. Unser Vorteil ist, wir können 60 Minuten Tempo spielen, andere, mit Ausnahme der Heidingsfelder schaffen das gerade mal 40 Minuten. Und wenn wir komplett auflaufen, was leider im Moment nicht der Fall ist, sind wir in
der Breite so gut besetzt, dass sich kein Niveauabfall einstellt.
Sie sprechen es an: Immer wieder fallen Spieler verletzungs- und krankheitsbedingt aus. Kann Fronk am Wochenende gegen Auerbach wieder dabei sein?
Ich denke er kann spielen.
Was ist mit Markus Tröger und Dominik Hartmann?
Es besteht Hoffnung, dass beide zum Rückrundenauftakt am 26. Januar gegen Roßtal wieder im Kader stehen. Ein Mittelhandbruch, wie bei Tröger, braucht Zeit. Es besteht auch die Chance, dass Stefan Tröger im Lehramt vielleicht im zweiten Halbjahr nach Oberfranken, vielleicht sogar Bayreuth, versetzt wird. Was uns natürlich zugute kommen würde.
Sie haben sich einen Dreijahresplan erarbeitet, an dessen Ziel der Aufstieg in die Bayernliga stehen soll. Wieviel Prozent davon konnten Sie schon umsetzen?
Also, wichtig war, die neuen Spieler zu integrieren. Dass klappt bei unserem Spielmacher Petar Petricevic immer besser. Er lenkt unser Spiel und macht inzwischen auch Tore. Zdenek Danielka ist sehr gut für unsere Abwehr. Vorne müsste er sich noch mehr zutrauen, ist etwas zögerlich, will keine Fehler machen. Das Tempospiel klappt schon richtig gut. Da liegen wir bei 80 Prozent von dem, was ich mir vorstelle. Meine Philosophie lautet: schnellen, dynamischen und attraktiven Handball zu bieten.
Wie fällt insgesamt Ihr Vorrunden-Fazit aus?
Wir liegen fast im Soll. Zufrieden darf ein Trainer nie sein. Wichtig ist mir, dass die Mannschaft funktioniert, auch außerhalb des Platzes. Und das tut sie. Denn wenn es in der Gemeinschaft nicht stimmt, wird es schwierig. Großes im Spiel zu leisten. Wünschen würde ich mir, dass alle trainieren können. Doch ich weiß, die Leute sind oft beruflich oder schulisch
unterwegs. Das muss man einfach akzeptieren und einplanen.
Was hat sich für Sie zu Ihrer Zeit von vor drei Jahren bei der HSG Fichtelgebirge geändert?
Damals war ich in Pilsen noch Trainer und Berater, zusätzlich Experte im tschechischen Fernsehen bei internationalen Handball-Spielen. Das war zuviel. Letzteres mache ich noch, kann mich aber ansonsten auf das Training bei der HSG konzentrieren. Unterstützt werde ich dabei von Dominik Hartmann, der die Mannschaft am dritten Trainingsabend während der Woche betreut.
Die ungewöhnlich lange Weihnachtspause bis 26. Januar kommt Ihnen sicher entgegen?
Die wird der Mannschaft gut tun. Wir pausieren aber nur in der Weihnachtswoche. Bis dahin wird trainiert und dann wieder ab 2. Januar. Wir müssen die Zeit nutzen. Und die Jungs sind heiß, wollen spielen. Vorher wartet aber noch die Heimaufgabe am Samstag gegen Auerbach? Zwei Punkte sind da Pflicht, obwohl das keine leichte Aufgabe wird. Die junge Auerbacher Mannschaft spielt gegen den Abstieg und wird sich mit allem wehren, was sie hat. Unsere Erfahrung sollte da den Ausschlag geben. Die wissen, dass uns Spieler fehlen. Und wenn die komplett anreisen, sind sie für jeden gefährlich.
Wird Heidingsfeld verlustpunktfrei durchmarschieren?
Die verlieren nur ein Mal, und das bei uns.
Ein Wort zur Zuschauerresonanz, die sich bei knapp 300 in dieser Saison eingependelt hat?
Ich bin da voll zufrieden. Wir haben da volle Unterstützung. Wenn ich da in mein Heimatland Tschechien schaue, passiert es nicht selten, dass zu Zweitliga-Spielen oft nur 150 Leute kommen. Selbst in der Extraliga sind es nicht mehr als 600 bis 700. Die hatten wir gegen Hochfranken.
Quelle: Marktredwitzer Tagblatt vom 14.12.18, Sport aus der Region, das Gespräch führte Peter Perzl, Foto: Peter Perzl