Herren I: Der Traum ist ausgeträumt

HSG Fichtelgebirge – ASV Cham 21:25

Die Fichtelgebirgs-Handballer unterliegen Cham, weil sie zu viele Chancen liegen lassen. Es fehlt aber mehr. Und einem droht eine Sperre.

HSG Fichtelgebirge: Gruber,Broško, Rieß - Burger (4), Bralic (1), Berger, Flasche (2), M. Tröger (3/2), Danielka (4), Matoušik (2), St. Tröger (2), A. Birner (2/1), T. Birner (1), Hartmann
Schiedsrichter: F. und M. Murrmann (TSV Altenfurt) leiteten hervorragend
Zuschauer: 320
Zeitstrafen: HSG 1, ASV 3
Disqualifikationen: Flasche (HSG 55. mit Bericht und Sperre für Beleidigung), Steif (ASV 18. ohne Bericht)
Siebenmeter: HSG 2/3, ASV 2/2
Spielfilm: 3:3, 3:4, 5:4, 5:9, 8:10, 8:12, 11:16 (Halbzeit), 13:16, 15:17, 16:20, 18:23, 19:25, 21:25 (Endstand)

Das war’s dann wohl. Mit dieser Niederlage gegen den Landesliga-Zweiten und Mitkonkurrenten um Platz zwei dürften die Aufstiegsträume der HSG Fichtelgebirge bei nunmehr fünf Zählern Rückstand ausgeträumt sein. Die Enttäuschung hielt sich jedoch bei den Handball-Offiziellen in Grenzen. "Sie ist nicht so groß wie gegen Roßtal", erklärt der sportliche Leiter Ulli Weber. "Man hat deutlich gesehen, dass uns zwei entscheidende Leute im Rückraum gefehlt haben, die anscheinend 50 Prozent unserer Mannschaft ausmachen." Neben den Verletzten Petricevic und Wippenbeck musste unmittelbar vor der Partie noch Daniel
Fronk (Schulterproblem) passen.

Thomas Birner und Tomas SoukupIn der Tat wirkten die Hausherren vor stattlicher Kulisse in Wunsiedel in ihren Mitteln und Automatismen limitiert. Einzig aus dem Rückraum drohte dem Gast ab und an Gefahr. Über die Außen und den Kreis ging lange wenig bis gar nichts. Und die raschen Ballverluste nach Fehlwürfen und -pässen zogen fast immer ein Gegentor nach sich. "Der schnelle Gegenzug, das ist unser Spiel", freute sich der Chamer Coach Filip Turecek. Das klappe seit einigen Wochen richtig gut. "Wir haben große bewegliche Leute in der Abwehr, da hat es jeder Gegner schwer, eine Lücke zu finden."

Während auf HSG-Seite Zdenek Danielka eine prima Partie ablieferte und immer wieder versuchte, Impulse zu setzen, lief bei Nebenmann Markus Tröger, der während der Woche mit Grippe noch das Bett hütete, so gut wie gar nichts zusammen. Ein starker Tröger, sonst die Zuverlässigkeit in Person, hätte der  Mannschaft gut getan. Zunehmend versuchte er es dann mit der Brechstange – ein selten probates Mittel. "Ich habe mit Markus gesprochen, er weiß selbst
nicht, woran es lag, aber heute ging einfach nichts", erklärte Haber, der nicht groß nach Entschuldigungen suchen wollte.

Sage und schreibe sieben Mal landeten HSG-Geschosse im Verlaufe der Partie an Pfosten und Latte. Eine außergewöhnliche Quote! Ansonsten  bissen sich die Hausherren am überragenden Chamer Schlussmann Marius-Cornel Bistrian die Zähne aus. Einfach Extraklasse, wie der vornehmlich in der ersten Hälfte selbst
schwierigste Bälle von freistehenden Schützen entschärfte und so aus der HSG das restliche Selbstvertrauen saugte. Das Torhüterduell mit Christopher Gruber ging klar an die Gäste. Die HSG mitunter rat- und einfallslos, die Chamer bissig und treffsicher – das Halbzeitergebnis von 11:16 spiegelte in etwa den  Spielverlauf wider.

Zwischen der 35. und 46. Minute schien es so, als könnte die HSG noch einmal Kräfte freimachen, kämpfte sich mehrfach auf zwei Tore (15:17, 16:18, 18:20) heran. In dieser Phase hielt auch Gruber seiner Truppe den Rücken frei, parierte einige Male richtig toll. Und hätte Andreas Birner seinen Siebenmeter zum
19:21 verwandelt, wäre nicht an Teufelskerl Bistrian gescheitert, wer weiß, vielleicht hätte der Gastgeber noch eine Wende einläuten können. Gästetrainer Turecek schüttelte den Kopf, war felsenfest überzeugt: "Ich hatte nie Angst, dass wir noch verlieren, dazu sind wir einfach zu erfahren."

Auf alle Fälle zeigte fortan auf heimischer Seite die Moralkurve nach unten. Drei Gegentore in Folge – spätestens ab der 55. Minute war der Käse gegessen. "Meine Mannschaft hat 60 Minuten gekämpft, aber zu viele klare Chancen liegen gelassen", meinte hinterher Trainer Vladimir Haber, der dennoch nicht unzufrieden sei. "Wir haben in den letzten Wochen so schlecht gespielt, da war das schon deutlich besser." Dass so wenig über die Außen ging, dafür habe er im Moment keine Erklärung. Ein weiterer Wermutstropfen vor dem Derby bei der HSV Hochfranken: Stefan Flasche ließ sich von Lucas Klima provozieren. Das Scharmützel gipfelte mit einer Beleidigung gegen den Chamer und zieht eine Sperre nach sich. Fazit einer durchaus rassigen Partie: Die HSG ist aktuell noch nicht reif für den großen Coup – zumindest nicht in dieser Besetzung. 

Quelle: Marktredwitzer Tagblatt vom 11.03.19, Sport aus der Region, Bericht und Foto: Peter Perzl

Verbissener Kampf um den Ball: Thomas Birner (links) gegen den Chamer Tomas Soukup, mit insgesamt sechs Treffern
erfolgreichster Gästewerfer.