Herren I: Ein alter Bekannter übernimmt

Handball-Bezirksoberligist HSG 2020 Fichtelgebirge entscheidet sich für Ulli Weber als Nachfolger von Milan Šedivec. Der Wunsiedler verrät, wie es zur Entscheidung kam und mit welchen Vorstellungen er das Traineramt angeht.


Jetzt ist es also raus: die Handballer der HSG 2020 Fichtelgebirge werden am 21. September mit Ulli Weber als Trainer in ihre zweite Bezirksoberliga-Saison nach dem Abstieg starten. Nach vorangegangenen intensiven Gesprächen habe man sich vor knapp zwei Wochen auf diese Lösung verständigt, erklärt der 56-jährige Wunsiedler, der damit die Nachfolge des nicht mehr weiterverpflichteten Milan Šedivec antritt.

24 06 22 Herren IEr habe sich als Kandidat "nie ganz vorne gesehen", sagt Weber, letztendlich aber sah das Gremium um Vorsitzenden Johannes Wippenbeck, nach Abwägung aller Möglichkeiten, dies als die praktikabelste und gerade für diese Spielklasse beste Lösung an. "Wir hatten fünf, sechs mögliche Interessenten im Köcher, aber Entfernung und Aufwand wären für diese Spielklasse nicht angemessen gewesen. Vor allem in einer Liga mit nur zehn Teams, was lediglich 18 Partien bedeutet. Dabei habe es sich um keine Anwärter aus dem Nachbarland gehandelt, jedoch auch nicht aus dem direkten Umkreis, was wiederum höhere Fahrtkosten bedeutet hätte.

Ulli Weber – technischer Angestellter im Außendienst und zuletzt mit einjähriger sportlicher Auszeit - machte von Anfang an deutlich, dass er aufgrund seiner "beruflich und privat begrenzten Zeit" das Amt nur ausüben könne, wenn ihm ein adäquater und verlässlicher Co-Trainer zur Seite stehe. Und da habe sich schnell Konstantin Burger herauskristallisiert. "Der ,Stanz', der seinen Spitznamen stets auch stolz auf seinem Trikot trägt, und ich fahren 100-prozentig in die gleiche Richtung und haben eine gemeinsame Philosophie.". Und die laute, die erste Mannschaft weiterzuentwickeln und mit talentierten jungen Leuten zu füttern, die nach entsprechend langen Spielzeiten dann irgendwann mal höherklassigen Aufgaben gewachsen sind. Künftig zählen deshalb auch der 17-jährige Moritz Schlitter, Bruder von Mannschaftsspieler Maximilian Schlitter, Janis Lichteblau (17) und Konstantin Wuttke (18) fest zum Kader der Ersten. Weber spricht gar von "drei Raketen", die das Handball-Gen fest in ihrer DNA trügen. Augenblicklich seien sie noch beim Nachwuchs von HaSpo Bayreuth "geparkt" und spielten dort in der A-Jugend-Bayernliga (im Vorjahr Landesliga). Das werde parallel weiter der Fall sein. "Die A-Jugend genießt dabei auch künftig Vorrang", stellt der HSG-Trainer klar, sodass das Trio bei etwaigen Terminüberschneidungen dann für den Bayreuther Nachwuchs antritt.

Dass der Kader des Vizemeisters bis auf Trainersohn Milan Šedivec (gleicher Name wie der Vater) und Filip Kaiser ansonsten zusammenbleibt und längst eingespielte Mechanismen greifen sollten, dürfte sich für die neue Saison als nicht unerheblicher Vorteil erweisen. Kein Wunder, dass der ehrgeizige Ulli Weber sein Saisonziel – "ich sehe uns unter den ersten Drei" – ambitioniert ansetzt. Bekanntlich ist ja Mittelmaß nie sein Ding. Ob bei seinen letzten Trainerstationen bei der HSG (2007 bis 2009), der HSV Hochfranken, wo er zwei Jahre fungierte oder den drei Jahren in Rehau. Und auch als sportlicher Leiter bei der HSG Fichtelgebirge (2018/19 bis 2022/23) hatte er klare Vorstellungen und Ziele vor Augen.

Mittelfristig sei ein Wiederaufstieg in die Landesliga "durchaus möglich", sagt Weber. "Die Jungs hätten da auch richtig Bock drauf." Aber noch sei die Zeit nicht reif und der eingeschlagene Weg ein gutes Stück zu gehen. Vor allem wünscht er sich, dass es gelingt, die Generation in der C-/D-Jugend, denen sich der frühere Mannschaftsspieler Stefan Tröger angenommen hat, möglichst bei der Stange zu halten und nach oben zu ziehen. Das aber werde noch einige Jahre dauern. Hier sieht Weber "nicht nur Masse sondern auch enorm viel Klasse".

Mit einem 16er-Kader und durchschnittlich 14 Aktiven im Training scheint die HSG 2020 Fichtelgebirge personell gut aufgestellt. Noch steht der offizielle Spielplan nicht. Fest steht aber, dass die HSG 2020 Fichtelgebirge ihre Heimspiele zunächst in Wunsiedel austrägt und dann zur Halbzeit nach Marktredwitz wechselt. Wer dann letztendlich als Meister durchs Ziel gehen wird, da räumt der HSG-Trainer nicht ganz überraschend Absteiger HSG Rödental/Neustadt die größten Chancen ein. "Und oft tut sich ja noch ein Überraschungsteam auf, das so keiner auf der Rechnung hat". Somit spricht vieles – wie im Vorjahr - für einen Drei- oder Vierkampf, aus dem zuletzt der Nachbar von der HSV Hochfranken als souveräner Sieger durchs Ziel ging.

Quelle: Frankenpost, Ausgabe Fichtelgebirge vom 22.06.24, Sport aus der Region, Bericht und Foto: Peter Perzl